Thursday, December 13, 2012

Guter LernJob vs. schlechter LernJob

LernJobs sind Aufgaben (Aufträge, Selbstlerneinheiten) mit dem Ziel, die Schüler ein bestimmtes Thema selbständig erarbeiten zu lassen und das Resultat in geeigneter Weise der Klasse zu präsentieren. Dabei sollen die Schüler möglichst eigene Ideen einbringen und auch den Weg selbst bestimmen, wie sie das Ziel erreichen. Auf der anderen Seite muss die Aufgabe und das Ziel so klar beschrieben sein, dass die Resultate der Schüler auch transparent und fair beurteilt bzw. benotet werden können. (Tipps für Kriterien)
Idealerweise können die Schüler unter mehreren LernJobs (oder Lösungswegen) denjenigen auswählen, der ihren Neigungen und Vorlieben am meisten entspricht. Wenn dabei ein Schüler Spezialwissen (aus einem Hobby oder einem früheren Sprachaufenthalt) anwenden kann, wird diese Heterogeni(ali)tät belohnt und das "Erlebnis Schule" gefördert.

Listen wir einmal die Kriterien auf, wie sie uns von unserem Dozenten Max Woodtli vorgeschlagen wurden:
1. Das Lernziel ist klar und verständlich formuliert
2. Die Rahmenbedingungen (Zeitbedarf, Lernort, Hilfsmittel, Sozialform) sind klar definiert
3. Der Lernauftrag knüpft an Vorwissen an.
4. Der Lernauftrag ermöglicht (ich würde sogar sagen "fördert") individuelle Lösungsstrategien.
5. Die Aufträge (Jobs to do) sind klar und verständlich formuliert, sind stufengerecht und es ist klar, welches Produkt erwartet wird.
6. Der Lernauftrag beinhaltet die Aufforderung zur Selbstreflexion bzw. über kognitive und metakognitive Strategien nachzudenken.
7. Im Lernauftrag ist eine Evaluation enthalten. Lernende können sich an transparenten Erfolgskriterien (Rubrics) orientieren.

Unser LernJob an der PHTG ist jetzt, einen (guten) LernJob für unsere Schüler zu kreieren. Dabei orientieren wir uns an Rainer Hofer, (Wie Lernaufträge den Unterricht beleben, Folio 4/2010)

Ich denke, dass gerade das Fach W&G (Recht und Wirtschaft) viele Möglichkeiten für "gute LernJobs" bietet. Dabei drängt sich natürlich auf, dass die Schüler in kleinen Gruppen jemanden interviewen, der für ein Amt oder eine Behörde arbeitet. Die Amtsstellen geben meist bereitwillig Auskunft. Die Schüler verlieren dabei die Angst, Behörden zu kontaktieren und nachzufragen.
Warum sollen nicht mal 3 bis 5 Schüler bei einer Polizeistation fragen, ob Sie eine Gefängniszelle besichtigen können. Dabei könnten die Kriterien für eine Untersuchungshaft erfragt werden.
Die Schüler sollen eine Gerichtsverhandlung miterleben oder einen Fragekatalog von einer Notariatsperson (allenfalls Handelsregister oder auch Grundbuchamt) beantworten lassen. Auch das Haftpflichtrecht im Gespräch mit einem Versicherungsfachmann ist sehr interessant.
Wenn der LernJob gut gewählt ist, dann könnte es den Lernenden auch einen Branchen-Einblick im Hinblick auf die Berufswahl geben. Allenfalls ist ein Verwandter oder Bekannter in einer solchen Branche, was das Fragen erleichtert.
Dass sich der LernJob am Lehrplan orientieren soll, ist selbsterklärend.
Doch auch das Thema "Arbeitsrecht" lässt sich beispielsweise bei einem Gewerkschaftsvertreter erarbeiten. Das Mietrecht ist sicherlich bei einer "Regie" (Immobilientreuhand-Büro) oder in einem Gespräch bei der Mieterschlichtungsstelle praxisnah erklärt.
In einem Zeitrahmen von 4 Stunden müsste das machbar sein. Die Studenten sollen den Besuch dokumentieren. Vielleicht machen Sie einen Film, eine Fotoreportage oder einen Beitrag in der Schülerzeitung. Gleichzeitig lernen die Schüler in dieser Gruppenarbeit, sich sinnvoll zu ergänzen und die Arbeiten aufzuteilen, was einer organisierten Teamarbeit entspricht. Die Lehrperson steht bei der Interpretation und Ausführung des Auftrages sicherlich beratend zu Verfügung.
Dass dabei das Vorwissen individuell abgeholt und eingebaut werden kann ist unschwer zu erkennen. Die Behörden müssen einen gesetzlichen Auftrag erfüllen (Notariat im Bereich Vormundschaftsrecht / Erbrecht / öffentlicher Beurkundung etc.).

Die Selbstreflexion kann mehrere Bereiche enthalten:
a) sind meine (vorbereiteten) Fragen beantwortet worden?
b) habe ich einen Einblick in die Tätigkeit bekommen, die mir erlaubt, sie in die Berufswahl mit einzubeziehen?
c) bin ich richtig vorgegangen oder habe ich eine falsche Strategie gewählt?
d) haben sich neue Themenfelder eröffnet, die mich zur Weiterforschung motiviert haben.
etc.

Lassen wir uns überraschen, was bei unserem LernJob rauskommt!

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